Muskelschwund – Was ist das? Ursachen – Therapie & Vorbeugung
Beim Muskelschwund (Muskeldystrophie) handelt es sich um ein Symptom, das durch viele verschiedene Erkrankungen hervorgerufen werden kann. Wie der Ausdruck bereits verrät, nimmt die Muskelmasse ab und Betroffene leiden unter einer zunehmenden Muskelschwäche.
Inhalt des Artikels
- 1 Was ist Muskelschwund?
- 2 Muskeldystrophie-Typen im Vergleich
- 3 Muskelschwund und Multiple Sklerose – Unterschiede und Gemeinsamkeiten
- 4 Symptome und Beschwerden – Wie äußerst sich Muskelschwund?
- 5 Muskeldystrophie und ihre Ursachen
- 6 Diagnose Muskelschwund – So wird die Erkrankung diagnostiziert
- 7 Therapie bei Muskelschwund
- 8 Muskeldystrophie vorbeugen
Was ist Muskelschwund?
Grundsätzlich kann beim Muskelschwund zwischen zwei verschiedenen Formen unterschieden werden: Der Schultergürtelform (juvenile Form) und der Beckengürtelform (infantile Form). Erstere beginnt nach der Pubertät und äußert sich in einer zunehmenden Schwäche der Schultermuskulatur. Erst später dehnt sich der Muskelschwund auch auf die Becken,-, Rücken- und Oberschenkelmuskulatur aus. Die Unterarm- und Handmuskulatur ist hingegen nicht betroffen. Etwas komplexer gestaltet sich die infantile Form, bei der zwischen weiteren Unterformen unterschieden werden kann.
Am häufigsten treten die Typen Duchenne und Becker-Kiener auf, bei denen es dem Körper an dem für den Muskelstoffwechselwichtigen Eiweiß Dystrophin mangelt. Da das Eiweiß fehlt, bricht die Muskelzelle zusammen und die Muskulatur wird im Laufe der Zeit immer schwächer. Auch ein Dystrophinmangel resultiert aus einem Gendefekt, sprich durch einen Schaden an der Erbanlage.
Muskeldystrophie-Typen im Vergleich
Beim Typ Duchenne, der auch als bösartige (maligne) Muskeldystrophie bezeichnet wird, beginnt der Muskelschwund in der Regel schon im Kleinkindalter, so dass die Betroffenen bereits in frühen Jahren auf den Rollstuhl angewiesen sind. Ihre Lebenserwartung reicht nicht über das junge Erwachsenenalter heraus.
Beim Typ Becker-Kiener, der auch als gutartige (benigne) Muskeldystrophie bezeichnet wird, beginnt der Muskelschwund hingegen erst im Schulalter und verläuft vergleichsweise positiv. Die Betroffenen erreichen nicht selten ein Alter von 60 Lebensjahren und sind weniger eingeschränkt als Personen, die unter der malignen Form leiden.
Muskelschwund kann außerdem infolge diverser anderer Erkrankungen auftreten, beispielsweise bei zahlreichen neurologischen Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, bei Gelenkproblemen wie Versteifungen und Fehlstellungen sowie während und nach bestimmten Verletzungen, insbesondere der Nerven.
Muskelschwund und Multiple Sklerose – Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Nicht zu verwechseln ist Muskelschwund mit der Multiplen Sklerose (MS), bei der es sich um eine chronisch entzündliche Erkrankung der Nerven handelt. Die Myelinscheide, sprich die elektrisch isolierende äußere Schicht der Nervenfasern, wird bei MS phasenweise zerstört.
Die neurologische Erkrankung tritt in der Regel im jungen Erwachsenenalter auf und geht mit einem Verlust der Sehschärfe, allgemeinen Sehstörungen, Empfindungsstörungen, Muskelschmerzen und Muskelschwäche einher. Die Muskeldystrophie zählt hingegen zu den neuromuskulären Erkrankungen und tritt, ähnlich wie die Multiple Sklerose, häufig in Schüben auf.
Symptome und Beschwerden – Wie äußerst sich Muskelschwund?
Durch welche Beschwerden sich eine Muskeldystrophie bemerkbar macht, hängt im Wesentlichen von der ihr zugrunde liegenden Erkrankung ab. Desweiteren spielt es eine Rolle, ob nur vereinzelte Muskelgruppen oder die Muskulatur des ganzen Körpers davon betroffen ist. Grundsätzlich kann ein Muskelschwund, je nach betroffener Muskelpartie, jedoch mit folgenden Symptomen einhergehen:
- Abnahme der Muskeldicke (betroffene Gliedmaßen können dünner erscheinen)
- Atembeschwerden und Atemlähmung
- heisere Sprache, insofern die Stimmbänder und der Kehlkopfmuskel betroffen sind
- Kau- und Schluckstörungen, insofern die Kau- oder Kehlkopfmuskulatur betroffen ist
- Knochenverformungen (Skelettdeformationen), beispielsweise Hohlkreuz, Spitzfußhaltung und Wirbelsäulenverkrümmung
- Muskelschwäche, die sich durch Gangstörungen, schwaches Greifen oder Problemen beim Treppensteigen äußern kann
- Muskelzucken
- paradoxe Atmung, bei der sich beim Einatmen die Rippen senken
- schlaffe Gesichtshälfte, insofern die Gesichtsmuskulatur betroffen ist
- Schwierigkeiten, die Augen zu schließen und herabhängende Augenlider
- verwaschene Sprache, insofern die Zunge betroffen ist
Muskeldystrophie und ihre Ursachen
Muskelschwund kann oft auf eine Erkrankung des Nervensystems zurückgeführt werden, zu dem das Gehirn, das Rückenmark und die peripheren Nerven gehören. Desweiteren kommen folgende Ursachen infrage:
- Amyotrophe Lateralsklerose (ALS): Bei ALS handelt es sich um eine nicht heilbare degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems, deren Ursachen bis heute nicht vollständig geklärt werden konnten. Vermutet werden erbliche oder infektiöse Faktoren.
- Autoimmunkrankheiten: Bei einer Autoimmunkrankheit greift das Immunsystem körpereigene Strukturen an, die dadurch zerstört werden können. Auch das Nervensystem kann als
- Angriffsfläche fungieren, was zu einem Muskelschwund führt.
- Entzündungen und Infektionen: Entzündungen und Infektionen können die Reizweiterleitung des Nervensystems stören, woraus eine Muskeldystrophie resultieren kann.
- Spinale Muskelatrophie: Die Spinale Muskelatrophie ist eine erbliche Erkrankung, bei der die Störung meist im Rückenmark liegt.
- Verletzungen: Wurde das Nervensystem verletzt, beispielsweise im Falle einer Querschnittslähmung, kann dies mit einer Muskeldystrophie einhergehen.
Diagnose Muskelschwund – So wird die Erkrankung diagnostiziert
Eine Muskelschwund Diagnose ist selbst für erfahrene Ärzte nicht ganz einfach, denn ein Großteil der typischen Beschwerden kann auch auf andere Erkrankungen zurückgeführt werden. Zu Beginn wird der Arzt ein ausführliches Gespräch durchführen, in dem er die entsprechende Symptomatik abfragt. Kommt eine Muskeldystrophie infrage, wird er im Anschluss die betroffene Muskulatur untersuchen und gegebenenfalls weitere Untersuchungen beim Spezialisten einleiten. Dabei kann es sich um diverse neurologische Untersuchungen, eine Elektromyographie (EMG), eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG), eine Blutuntersuchung oder einen Gentest handeln.
Therapie bei Muskelschwund
In den meisten Fällen ist es nicht möglich, den Muskelschwund ursächlich zu behandeln. Therapiert werden entsprechend immer nur die Symptome, um den Betroffenen ein möglichst beschwerdefreies Leben zu ermöglichen. Infrage kommen, je nach Beschwerdenbild und betroffener Muskelpartie, diverse Therapiemaßnahmen wie Physiotherapie (aktive Bewegungsübungen, passive Bewegungsübungen und Atemübungen), Logopädie, Ergotherapie und Psychotherapie als Unterstützung.
Muskeldystrophie vorbeugen
Leider gibt es aktuell noch keine Maßnahme, die einem krankheitsbedingten Muskelschwund effektiv vorbeugen könnte. Wer von solch einer Krankheit betroffen ist, beispielsweise bestimmten Autoimmunkrankheiten oder chronischen Entzündungen, sollte sich so früh wie möglich über entsprechende Behandlungsmöglichkeiten informieren. Eine gute Hilfestellung leisten Spezialisten und Selbsthilfegruppen. Bei Kindern kann ein Gentest helfen, um Erbkrankheiten, die zu Muskelschwund führen, frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Mehr auf:
- http://www.muskelschwund.de/muskelschwund/muskelschwund-(allgemeine-basis-informationen)/
- https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/muskelschwund-im-alter-laesst-sich-mit-guter-ernaehrung-bremsen.html
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