Interview mit: Berend Breitenstein

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Heute möchten wir euch ein Interview mit Herr Berend Breitenstein präsentieren (kennt ihr bestimmt sowieso) und möchten auch nicht lange drum herum reden, sondern einfach loslegen :-P. Viel Spass!!

Wer bist du? Stell dich doch bitte kurz unseren Lesern vor

Berend Breitenstein: Mein Name ist Berend Breitenstein. Ich bin 48 Jahre alt und seit 36 Jahren Natural Bodybuilder. Zu meinen beruflichen Tätigkeiten zählt das Schreiben von Büchern zum Thema gesundes, dopingsfreies Bodybuilding. Bis heute habe ich 17 Bücher verfasst, die in mehrere europäische Sprachen übersetzt wurden. Anfang diesen Jahres erschien mein erstes in englischer Sprache „Bodybuilding. Successful.Natural. Healthy“. Desweiteren bin ich Gründer und Präsident der GNBF e. V. (German Natural Bodybuilding & Fitness Federation), dem Verein für dopingfreies Bodybuilding in Deutschland (www.gnbf.de). Die GNBF e. V. wurde im Jahr 2003 gegründet und in 2013 findet die 10. GNBF e. V. Deutsche Meisterschaft im Natural Bodybuilding statt. Außerdem bin ich Chefredakteur des Magazins NBB & F (Natural Bodybuilding & Fitness). Dieses Magazin beinhaltet Artikel über das Training, die Ernährung, die Erholung, die Genetik und die mentale Einstellung für erfolgreiches Natural Bodybuilding. Alle drei Monate erscheint eine Ausgabe der NBB & F am Kiosk. GNBF e. V. – Mitglieder bekommen ihre Ausgabe gratis zugesandt. Und last but not least bin ich auch als Natural Bodybuilding Coach und Referent tätig. Weitere Infos hierzu sind auf meiner Webseite www.berend-breitenstein.de ersichtlich.
Soviel zur Theorie – seit 1997 besitze ich die Natural Bodybuilding Profi-Lizenz und habe zwischen 1998 und 2012 an fünf Profiwettkämpfen in den USA teilgenommen. Im Jahre 2004 nahm mich die Firma BMS (Building Muscles through Sciene) unter Vertrag und seitdem bin ich ein durch dieses Unternehmen gesponserter Athlet.

Seit wann trainierst du und wie sieht ein typischer Trainings-Split (für eine Woche) bei dir aus?

© Berend Breitenstein

© Berend Breitenstein

Berend Breitenstein: Wie bereits erwähnt trainiere ich nun seit mittlerweile 36 Jahren. Ich habe wohl schon beinahe so alles ausprobiert, was es so an Trainingsansätzen im Natural Bodybuilding gibt. Dabei habe ich für mich persönlich festgestellt, dass ich am besten mit dem Volumen Training fahre. Mit Heavy Duty oder HIIT erziele ich einfach nicht die gleichen guten Resultate wie mit einem Training, das aus vielen Übungen und zahlreichen Sätzen für jede Muskelgruppe besteht. Mein übliches Trainingspensum besteht aus 9-12 Sätzen für die kleineren Muskelgruppen beispielsweise Bizepse und Trizepse und 14-20 Sätzen für die größeren Muskelgruppen wie z.B. Beine, Brust, Rücken und Schultern.
Ich trainierte in der Off-Season zwischen 3-4 Mal mit Gewichten. Während der Wettkampfvorbereitung erhöhe ich dieses Pensum auf 5-6 wöchentliche Trainingseinheiten mit den Gewichten. Ein wichtiger Bestandteil meines Trainingsprogramms sind auch aerobe Aktivitäten. Besonders gern absolviere ich frühmorgendliche Waldläufe auf nüchternen Magen. Oder ich fahre am frühen Morgen auf dem Fahrrad zum Training.
So etwas wie einen typischen Trainings Split gibt es für mich nicht. Aber ich trainierte beispielsweise sehr gerne die Brust und die Trizepse zusammen und die Schultern und die Beine alleine in einer Einheit. Gelegentlich verwende ich im Training auch das Supersatzprinzip und kombinierte Brust und Rücken zusammen. Grundsätzlich bevorzuge ich es aber in jeder Trainingseinheit eine große Muskelgruppe ausgiebig zu trainieren und eventuell dazu noch eine kleinere.

Welche Muskelgruppe(n) trainierst du am liebsten und mit welchen Übungen?

Berend Breitenstein: Ich habe im Training keine Muskelgruppe die ich am liebsten trainiere. Jede Muskelgruppe fühlt sich anders an dem Training und ich genieße grundsätzlich das Gefühl, wie sich die Muskeln während der Durchführung eines Satzes dehnen und sich anschließend kontrahieren.

Welche Muskelgruppe(n) trainierst du gar nicht gerne und wieso?

Berend Breitenstein: siehe bitte Antwort aus vorheriger Frage.

Hast du bestimmte Prinzipien, an die du dich beim Training hältst?

© Berend Breitenstein

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Berend Breitenstein: Für mich ist es heute entscheidend, dass ich auf mein Körpergefühl hören. Insofern

steht das Instinktiv-Prinzip ganz oben auf meiner Liste der bevorzugten Trainingsmethoden. Ich halte mich nicht strikt an einen vorgegebenen Trainingsplan, sondern variierte die trainierten Übungen und auch die verwendeten Gewichte für die einzelnen Sätze IMMER nach meinem Körpergefühl. Allerdings ist es grundsätzlich so, dass ich darauf achte, in einer Trainingseinheit sowohl die weißen (schnell kontrahierenden) Muskelfasern, als auch die roten (langsam kontrahierenden) Muskelfasern zu belasten. Um das zu erreichen baue ich im Training sowohl schwere Sätze mit wenig Wiederholungen (2 bis 6) pro Satz ein und auch Sätze mit mittelschweren und leichteren Gewichten zu 7 bis 20 WH. Dabei tendiere ich dazu, die Grundübungen für die einzelnen Muskelgruppen beispielsweise Bankdrücken, Klimmzüge, Langhantel-Schulterdrücken, Scott-Curls usw.
mit schweren Gewichten auszuführen und die Isolationsübungen für die einzelnen Körperpartien, z.B. Beinstrecken, Cable-Crossovers usw. eher mit mittelschweren oder leichteren Gewichten zu absolvieren. Der Vorteil dieser Mischung des Trainings aus schweren und leichteren Gewichten liegt darin, dass die unterschiedlichen Muskelfasertypen optimal zur Hypertrophie angeregt werden und zwar innerhalb einer Trainingseinheit. Als Resultat werden so beste Fortschritte im Muskelaufbau erzielt.
Für mich gibt es desweiteren noch eine um unumstößliche Regel im Training: da ich ein ausgesprochener Frühaufsteher, trainierte ich zumeist gerne bei Sonnenaufgang und befinde mich spätestens um 6:30 Uhr im Studio, an manchen Tagen bin ich aber auch bereits um 5:00 Uhr morgens am Eisen. Vor dem Training trinke ich nur schwarzen Kaffee und bleiben nüchtern. So kann das Blut direkt in die Muskeln fließen und wird nicht teilweise vom Verdauungstrakt abgezogen. Das hilft mir ungemein in der Leistungsfähigkeit im Training und außerdem beginnt der Tag mit einem frühmorgendlichen Workout perfekt. Nach dem Training fühle ich mich immer fit und vital und bereit für den Tag!

Welche Lebensmittel sind für dich für Muskelaufbau die wichtigsten?

Berend Breitenstein: Grundsätzlich werden Muskeln nur durch Protein aufgebaut. In der Aufbauphase verzehre ich eine höhere Menge an Kohlenhydraten als vergleichsweise in der Definitionsphase, so dass meine tägliche Eiweißzufuhr während der Aufbauphase bei ca. 2,0g pro kg Körpergewicht liegt. Auch die Zufuhr an essenziellen Fettsäuren ist sehr wichtig für die Gesunderhaltung des Organismus und die Zellfestigkeit. In der Aufbauphase sind meine bevorzugten Kohlenhydratlieferanten Haferflocken, Obst, Gemüse, Trockenfrüchte, Reis und ab und zu auch Vollkornbrot. Als Proteinlieferanten mag ich besonders gerne Steak, Hühnerbrustfilet, Fisch, Eier und Quark. Und für die zuvor an essenziellen, ungesättigten Fettsäuren setze ich gerne auf Nüsse, Sonnenblumenkerne, kaltgepresste Pflanzenöle (Olivenöl, Leinöl, Kürbiskernöl) und Lachs.

Welche Lebensmittel sind für dich in einer Definitionsphase die wichtigsten?

Berend Breitenstein: In der Definitionsphase reduziere ich die Aufnahme an Kohlenhydraten auf unter 100 g pro Tag. Jetzt bestehen meine Kohlenhydratlieferanten fast ausschließlich aus Haferflocken (nach dem morgendlichen Training), Gemüse und etwas Obst. Bezüglich der Proteinquellen in meiner Ernährung ändert sich kaum etwas zu der Lebensmittelauswahl im Vergleich zur Aufbauphase. Gleiches gilt auch für die Fettlieferanten in meiner Nahrung. Alleine das Nährstoffverhältnis verschiebt sich eindeutig weg von den Kohlenhydraten hin zu Eiweiß und Fett. Das sieht dann so aus, dass ich durchaus 3,0g bis sogar 4,0g Protein pro Kilogramm Körpergewicht täglich zu mir nehme. Ganz wichtig ist natürlich auch die reichliche Flüssigkeitsaufnahme. Während ich in der Aufbauphase gut mit 2-3 l Wasser am Tag fahre, wird diese Menge während der Definitionsphase auf 4-6 l Wasser täglich hoch gesetzt.

Welche Supplements nimmst du zu dir und wieso?

Berend Breitenstein: Als Nahrungsergänzungen verwende ich ganzjährig ein Multikomponenten-Proteinkonzentrat und nehme hierfür besonders gerne einen Shake „Pro 80 Natural“ von BMS nach dem Training, zusammen mit einer Banane und/oder 1 Handvoll Trockenfrüchte beispielsweise Datteln. Außerdem gehören zu meinem Nahrungsergänzungsprogramm Aminosäuren, Multi Vitamine und Mineralstoffe sowie die zyklische Einnahme von Creatin und Tribulus Terrestis als Testo-Booster und während der Definitionsphase auch eines Fatburners.
Bezüglich Nahrungsergänzungen ist es entscheidend, dass sich der Athlet darüber bewusst ist, warum er welches Präparat zu welchem Zeitpunkt einnimmt. So bringt es zum Beispiel gar nichts, wenn man Carnitin zusammen mit Kohlenhydraten zu sich nimmt, wie es beispielsweise in diversen Riegeln angeboten ist. Carnitin , aber immer nur dann, wenn ich dieses Präparat auf nüchternen Magen zusammen mit Kaffee (Stichwort Koffein!) zu mir genommen habe. Genauso wie im Training und in der Ernährung gilt auch für den Einsatz von Nahrungsergänzungen, dass der Athlet wissen muss, was er tut. Sprich er muss wissen welchen Zweck das von ihm verwendete Nahrungsergänzungsmittel erfüllen soll und wann der beste Zeitpunkt für dessen Einnahme ist.

Was machst du, wenn du nicht gerade im Fitness-Studio zu finden bist?

Berend Breitenstein: Zu meinen Hobbys zählt lesen insbesondere über Themen zur Psychologie und Motivation. Sehr gerne mache ich auch einen lockeren Spaziergang im Wald oder gegebenenfalls auch am Strand um die Seele baumeln zu lassen. Außerdem verbringen ich natürlich sehr gerne meine Freizeit mit den Menschen die mir nahestehen also mit meiner Familie und meiner Lebensgefährtin.

Hast du irgendwelche Tipps für Leute, die mit dem Training beginnen möchten? Was sollten sie in deinen Augen zu Beginn beachten?

© Berend Breitenstein

© Berend Breitenstein

Berend Breitenstein: Für Beginner im Natural Bodybuilding ist es besonders wichtig, den richtigen Einstieg in das Training zu finden. Ich selber hatte nie einen Trainer und habe mir alles was ich über unseren Sport weiß selber beigebracht. Dafür habe ich sehr viel Fachliteratur und unzählige Muskelmagazine gelesen. Anschließend müssen die theoretischen Erkenntnisse dann natürlich in die Praxis umgesetzt werden. Ich musste dabei viele Irrwege im Training und auch in der Ernährung beschreiten, bevor ich die für mich bzw. meinem Körpertyp optimale Trainings- und Ernährungsstrategie herausgefunden habe.
Mit einem guten Coach an der Seite ist es natürlich viel einfacher und auch effektiver gleich von Beginn an optimal zu trainieren und gesund und ausgewogen zu Essen. Aber am wichtigsten ist es aus meiner Sicht, dass jeder Beginner im Natural Bodybuilding seinen gesunden Menschenverstand walten lässt und sich vor Übertreibungen im Training schützt. Natürlich ist die Motivation am Anfang sehr hoch und häufig ist der Beginner ungeduldig und möchte am liebsten von heute auf morgen Fortschritte im Muskelaufbau erzielen. So geht das aber nicht, alles braucht seine Zeit und das gilt auch für den Muskelaufbau. Es braucht immer eine gewisse Portion Geduld und Beharrlichkeit um die persönlichen Ziele im Natural Bodybuilding zu erreichen. Der Glaube an sich selbst und Disziplin im Training und der Ernährung sind wesentliche Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Natural Bodybuilding. Und wenn es einmal an einem Tag nicht so gut laufen sollte, dann empfiehlt es sich diesem Tag einfach abzuhaken und am nächsten Tag wieder mit neuer Kraft und mit neuem Elan ans Training zu gehen. Hören Sie auf Ihren Körper und geben Sie Ihr Bestes – dann werden Sie viele Jahre große Freude am Natural Bodybuilding Lifestyle empfinden, top aussehen und Ihrer Gesundheit ausgesprochen Gutes tun!

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