Hilft Kompressionswäsche beim Muskelaufbau?

Hilft Kompressionswäsche beim Muskelaufbau? © gymaesthetics

In den Studios kann man sie inzwischen stellenweise erblicken und auch Rad- oder Handballprofis schwören auf Kompressionswäsche. Doch wie verhält es sich im Muskelaufbautraining mit der zweiten Haut, die den Druck erhöht? Wir wollen versuchen der Sache mal ein wenig auf den Grund zu gehen.

Leistungssteigerung durch Compression-Wear?

  • Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen bislang die positive Wirkung von Compression-Wear vor allem auf die Beinmuskulatur. So haben etwa Läufer am Tag nach dem Training spürbar weniger Muskelkater (Ali, Caine & Snow, 2007).
  • Bei Radprofis wurde gemessen, dass sich die Sauerstoffzufuhr in die Muskulatur verbessert, wenn sie Kompressionskleidung tragen (Dascombe, 2006). Oder sie verbuchen im anaeroben Bereich eine Leistungssteigerung.
  • In der gleichen Studie konnten sie bei einem Test im Schnitt um 15 Watt schneller strampeln. Ebenso war die Laktatkurve entsprechend verschoben. Fakt ist auch, dass sich durch Kompressionskleidung die langsame Komponente des Sauerstoffverbrauchs der Muskulatur um bis zu 36 Prozent reduzieren lässt (Bringard, 2006).
  • Und eine Studie aus Erlangen belegt, dass Läufer mit Kompressionsbekleidung im Stufentest wesentlich länger laufen konnten und an der aeroben Schwelle eine signifikant höhere Geschwindigkeit realisieren, als Läufer einer Kontrollgruppe.

Vorteile von Kompressionskleidung aus medizinischer Sicht

Soweit die wissenschaftlichen Fakten. Der medizinische Hintergrund dazu liest sich dann so:

Vorteile von Kompressionstextilien resultieren in

  • einem erhöhten venösen Rückfluss,
  • einem schnelleren Abtransport der Schlackenstoffe aus der Muskulatur und
  • einer verbesserten arteriellen Sauerstoffzufuhr zur Muskulatur.

Dadurch steigern sich Ausdauer und Kraftvermögen. Und sie vermindert den Energieverschleiß der Muskulatur aufgrund einer geringeren Vibration und einer optimierten Temperaturkontrolle des Athletenkörpers. Veit Senner fasst dies in seiner Expertise zum Thema „High-Tech-Textilien im Spitzensport“ so anschaulich zusammen (2009).

Fazit: Kompressionskleidung übt Druck von außen auf den Körper aus. Dadurch werden Muskulatur und Bindegewebe besser durchblutet. Das Blut fließt leichter zurück und liefert wiederum schneller Sauerstoff. Diese positive Wirkung ist wissenschaftlich nachgewiesen und unbestritten. Klar sein dürfte, dass sich diese Effekte zumindest INDIREKT positiv auf den Muskelaufbau auswirken, aber ob der ganze Druck DIREKT etwas mit Muskelaufbau zu tun hat, ist eine andere Frage und dürfte wohl eher mit nein beantwortet werden.

Dennoch wissen wir ja, dass Muskelaufbau sich aus vielen kleinen Bausteinen zusammensetzt und viele Bereiche zusammen wirken müssen, damit der Muskelaufbau effektiv gefördert wird und überhaupt auch stattfinden kann. Es wäre hier also nicht mehr und nicht weniger als einfach nur ein weiterer Faktor, der den Aufbau von Muskelzellen indirekt fördert.

Sicherlich spielt die menschliche Psyche hier eine Rolle. Wer sich im Ganzkörperkorsett wohlfühlt und sich davon eine Leistungssteigerung verspricht, wird mehr Kilos stemmen oder schneller laufen. Glaube versetzt bekanntlich Berge und damit Leistungsgrenzen.

Auch wichtig: Muskelvibrationen verringern sich durch den Druck der Kleidung. Der Muskel wird in der Bewegung schlussendlich stabiler geführt.

Worauf bei guter Kompressionswäsche zu achten ist

  1. Ein Spezialstoff übt Druck aus, ohne die Bewegungsfreiheit einzuengen, was gerade im Halsbereich und an der Länge der Shirts erkennbar ist. (Engt ein entsprechendes Shirt den Sportler nämlich ein und rutscht, z.B. beim Lat-ziehen, vielleicht sogar hoch –> dann Finger weg davon.)
  1. Die Kleidung transportiert den Schweiß schnell nach außen und fördert so die Temperaturregelung. (Andernfalls schmort der Athlet im eigenen Saft, wenn er hart trainiert)
  1. Kompressionskleidung sitzt dann perfekt, wenn sie sich anfühlt wie eine zweite Haut, keine Falten wirft oder unter den Armen zwickt.

Und jetzt: Viel Spaß beim Testen. Denn keine Studie und kein Bericht kann die eigene Erfahrung ersetzen. Bücher über Krafttraining zu lesen, hat noch keine Stunde im Gym ersetzt.

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